Unsere Geschichte aus GRAZ, ÖSTERREICH

Bilder: Bernhard Egger-Schinnerl, Stadt Graz, Abteilung für Grünraum und Gewässer

 

Das Amt der Steiermärkischen Landesregierung als Projektpartner und die Stadt Graz als assoziierter Partner setzten ihre langjährige enge Zusammenarbeit beim Hochwasserrisikomanagement im Rahmen des Projekts RAINMAN fort. Eine gemeinsame Analyse der besonderen Herausforderungen im Starkregenrisikomanagement in Graz legte den Grundstein für die Entwicklung der RAINMAN-Aktivitäten. Der Schwerpunkt lag auf der Entwicklung und Erprobung von Risikomanagementkonzepten hinsichtlich Risikobewertung und -kartierung, Maßnahmen zur Risikominderung und Bewusstseinsbildung. Es wurde als besonders wichtig erachtet, die für das Starkregen-Risikomanagement verantwortlichen Institutionen in die Aktivitäten einzubeziehen, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse für zukünftige Maßnahmen genutzt werden.

STANDORTE

ÜBERSICHT

Aktivitäten:

  • Risiken abschätzen und kartieren
  • Risiken kommunizieren
  • Maßnahmen zur Risikominderung identifizieren

Landnutzung:

  • städtisch

Landform / Gelände:

  • hügelig

STADT GRAZ

Graz liegt am südöstlichen Rand der Alpen im Bundesland Steiermark. Es ist die Hauptstadt der Steiermark und mit rund 300.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Österreichs. Die UNESCO hat den historischen Stadtkern zum Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt erstreckt sich über eine Fläche von 127 km². Eine Hügelkette im Westen, Norden und Osten umgibt die Stadt. Der Hauptfluss ist die Mur, die die Stadt in einen westlichen und einen östlichen Teil teilt. Es gibt 52 benannte Bäche. Die meisten von ihnen fließen in die Mur, einige von ihnen haben keinen Vorfluter und einige fließen direkt in die Kanalisation. Aufgrund der natürlichen Landschaftsverhältnisse verursachen Starkregenereignisse komplexe Überschwemmungen (Flusshochwasser-, Oberflächenabfluss- und Überflutungen aus dem Kanalsystem). Die Hauptursache für Starkregenereignisse sind Gewitter in der warmen Jahreszeit. Im Projekt RAINMAN konzentrierte sich die Arbeit auf fünf Untersuchungsgebiete innerhalb der Stadt (Annabach, Stufenbach, Stiftingbach, Katzlbach, Schloss Eggenberg).

Für die Stadt Graz sind viele Starkregenereignisse dokumentiert. In diesem Zusammenhang sollen zwei Ereignisse vorgestellt werden: ein historisches Ereignis – bei dem rund 70% des Jahresniederschlags innerhalb eines Zeitraums von drei Stunden registriert wurden – und ein aktuelles Ereignis – das im Jahr 2018 stattfand.

Im Juli 1913 ereignete sich ein außergewöhnliches Hochwasserereignis. Innerhalb von nur 3 Stunden fielen 600 mm Regen und verursachten verheerende Schäden. Besonders die Bäche Krois-, Stifting- und Ragnitzbach im Ostteil der Stadt waren betroffen. Verklausungen haben die Situation verschlimmert. Brücken und Häuser wurden zerstört. Zwei Menschen starben in ihren Kellerwohnungen.

Im April 2018 wurde Graz von einer konvektiven Zelle getroffen, die Starkregen und örtliche Überschwemmungen verursachte. Nicht nur im Stadtzentrum, sondern auch in der weiteren Umgebung von Graz hatte die Feuerwehr mit Überflutungen durch das Kanalsystem, überfluteten Unterführungen und überfluteten Kellern zu kämpfen. So wurden beispielsweise das Untergeschoss sowie die Tiefgarage des Grazer Einkaufszentrums “Citypark” überschwemmt.

Die Stadt Graz hat in den Jahren 2005, 2009 und 2013 unter massiven Flussüberschwemmungen gelitten. Unmittelbar nach dem ersten Ereignis wurde das so genannte “Sachprogramm Grazer Bäche” ins Leben gerufen, um das Hochwasserrisikomanagement in der Stadt zu verbessern. Seither haben zahlreiche, insbesondere bauliche Maßnahmen die Hochwassersicherheit in der Stadt verbessert. Der Schwerpunkt lag auf Flussüberschwemmungen, begleitet von Einzelmaßnahmen bei Oberflächenabfluss, wie z.B. einer Fließpfadkarte für die gesamte Stadt.

RAINMAN unterstützte die lokalen Interessenvertreter dabei, einen ganzheitlicheren Blick auf Oberflächenabflüsse zu erhalten. Mit einem Starkregenrisikocheck initiierten wir eine interdisziplinäre Diskussion über “Wie gut ist die Stadt Graz auf Pluvialhochwasserereignisse vorbereitet? RAINMAN griff die Frage auf, wie gefährdete Gebiete unter Berücksichtigung der komplexen Hochwassersituation in Graz bei Starkregenereignissen identifiziert werden können. Eine Kombination aus wissenschaftlichem Beitrag und praktischer Anwendung wurde für die Bewertung und Kartierung von Starkregenrisiken für fünf ausgewählte Untersuchungsgebiete in der Stadt eingesetzt. Um richtige Schlussfolgerungen für die Starkregenvorsorge abzuleiten, entwickelten wir in einem ersten Schritt ein allgemeines Toolkit für die Katastrohenschutzplanung. Das Toolkit wurde dann für die fünf Untersuchungsgebiete angewendet. Als Ergebnis stehen nun spezifische Einsatzpläne und ein verbessertes Alarm- und Warnsystem zur Verfügung.

ENTDECKE UNSERE GESCHICHTEN

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Leitfaden “Modellbasierte urbane Überflutungsvorsorge” | Verfügbar in Deutsch

Technische Universität Graz, Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit

Der Leitfaden stellt ein Werkzeug für die Bewertung und Kartierung von Starkregenrisiken dar und richtet sich an Fachexperten, Planer und Ingenieure sowie an Behörden in der Stadtverwaltung. Der Leitfaden berücksichtigt eine Kombination aus pluvialen (Hangwasser und Hochwasserereignisse aus dem Kanalisationssystem) und fluvialen Überschwemmungen (Überschwemmungen durch Flüsse). Ein 3-stufiger Ansatz (Voruntersuchung, vertiefte Analyse, Risikoanalyse) wird vorgestellt und anhand eines Fallbeispiels demonstriert.

Download [pdf; 46 MB]

Toolkit zur Katastrophenschutzplanung bei Starkregenrisiken | Verfügbar in Deutsch und Englisch

RIOCOM Ingenieurbüro für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft
Amt der Steiermärkischen
Landesregierung, Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit

Das Toolkit zielt darauf ab, Institutionen zu unterstützen, die für das Katastrophenschutzmanagement zuständig sind. Es bietet ein Handbuch zur Entwicklung eines Katastrophenschutzplans für Starkregenereignisse. Verschiedene Fragen und Aufgaben helfen dem Benutzer, ein Verständnis für die Gefahrensituation zu gewinnen und entsprechende Maßnahmen zu planen. Darüber hinaus wird der Benutzer durch eine umfassende Sammlung von Vorlagen, wie Checklisten und eine Vorlage für einen Katastrophenschutzplan, unterstützt.

Download  [zip; 9 MB]