Werkzeug Maßnahmen zur Risikominderung

FRÜHWARNSYSTEME VERBESSERN

«Das Hauptziel eines Frühwarnsystems (FWS) besteht darin, Einzelpersonen und Gemeinschaften […] in die Lage zu versetzen, rechtzeitig und in geeigneter Weise zu handeln, um die Wahrscheinlichkeit von […] Verlusten an Menschenleben, Sach- und Umweltschäden sowie den Verlust von Lebensgrundlagen zu verringern.»

UCAR 2010: 1-6

Was finden Sie hier?

Info

Unwetter-/Hochwasser-Frühwarnsysteme verbessern die Hochwasservorsorge. Sie können Schäden durch Überflutungen in Folge von Starkregen erheblich reduzieren. Lokale Behörden sind gleichzeitig Empfänger von Frühwarninformationen als auch verantwortlich für die Weitergabe an weitere Empfänger in ihrem Zuständigkeitsbereich. Als Kommune erfahren Sie hier, wie Sie erhaltene Frühwarninformationen besser verstehen, bewerten und weitergeben können. Als Privatperson finden sie hier einige nützliche Tipps, wie Sie Frühwarninformationen beziehen können und was Sie im Anschluss damit tun sollten. Zudem erhalten Sie einen Überblick über existierende Frühwarnsysteme in Mitteleuropa und können in unseren Geschichten über die Umsetzungsaktivitäten stöbern.

Was ist FRÜHWARNUNG und wie kann sie zur Risikominderung beitragen?

Frühwarninformationen sind standardisierte Bild-, Wort-, oder Tonsignale und Botschaften, die eine drohende Gefahr, z.B. durch Naturgefahren, ankündigen. Frühwarnung gibt es für verschiedene Gefahren. Im Folgenden geht es um die Naturgefahr Starkregen, zu der Informationen von übergeordneten Behörden, regionalen oder nationalen Institutionen bereitgestellt werden.

Frühwarninformationen allein können jedoch nicht verhindern, dass sich Gefahren zu Katastrophen entwickeln. Es bedarf vollständiger Frühwarn-SYSTEME, um gefährdete Einzelpersonen, Gemeinschaften und Organisationen in die Lage zu versetzen, sich auf den Ereignisfall angemessen vorzubereiten und dann im Ereignisfall ebenso angemessen zu handeln.

Bei der Verwendung eines Unwetter-/Hochwasser-Frühwarnsystems besteht die Hauptaufgabe der lokalen Verwaltungen in Abstimmung mit den zuständigen Stellen darin:

  • Die Fähigkeit zur Gefahrenabwehr für ein bestimmtes Gebiet zu entwickeln,
  • Personen, für welche ein Risiko besteht, sowie lokale Schlüsselakteure darin zu befähigen, vom System bereitgestellte Informationen zu empfangen, zu analysieren und darauf angemessen zu reagieren,
  • Bestehende Unwetter-/Hochwasser-Frühwarndaten um lokale Informationen zu ergänzen,
  • Unwetter-/Hochwasser-Frühwarnsysteme durch Rückmeldungen an die Systementwickler zu verbessern.

In den meisten Ländern Mitteleuropas sind die Beschäftigten der Kommunalverwaltungen wichtige Akteure der Unwetter-/Hochwasser-Frühwarnsysteme, denn sie sind das Bindeglied zwischen den überörtlichen Frühwarninformationen und den lokalen Maßnahmen (z.B. die Mobilisierung von Notfallmaßnahmen). Sie sollten in der Lage sein, im Ereignisfall die Weitergabe von Warnungen sowie passende Maßnahmen zu organisieren.

Privatpersonen sind Empfänger und Endnutzer von Unwetter-/Hochwasser-Frühwarninformationen. Sie sollten:

  • sich der Naturgefahr Starkregen bewusst sein und ihr individuelles Risiko kennen. Das Risiko hängt nicht nur von der Intensität und Dauer eines Regenereignisses ab, sondern auch von den örtlichen Gegebenheiten sowie von ihrer eigenen Verletzlichkeit bzw. der Verletzlichkeit ihrer Angehörigen und ihrem Hab und Gut.
  • sich auf die von den zuständigen Behörden zur Verfügung gestellten Frühwarninformationen verlassen, und sie in Kenntnis ihrer Grenzen nutzen.
  • lernen, wie man geeignete Frühwarninformationen bezieht, wie man sie interpretiert und wie man sich im Ereignisfall richtig verhält.

Wie können Frühwarninformationen bezogen werden?

In Mitteleuropa stehen Unwetter-/Hochwasser-Frühwarninformationen aus verschiedenen Quellen zur Verfügung. Institutionen verschiedener Ebenen – von der europäischen bis zur regionalen oder kommunalen Ebene – betreiben entsprechende Systeme. Die meisten Frühwarninformationen können über Webseiten oder über Apps auf dem Smartphone bezogen werden. Viele Betreiber von Hochwasserfrühwarnsystemen bieten ihre Informationen auch der breiten Öffentlichkeit an, aber nicht alle Informationen sind frei verfügbar.

Sie sollten sicherstellen, dass Sie im Ereignisfall von existierenden Frühwarnsystemen profitieren. Untenstehend finden Sie einen Überblick über frei verfügbare Frühwarnsysteme verschiedener Länder.

Abhängig vom lokalen Risiko und von verfügbaren Frühwarninformationen, kann es hilfreich sein, zusätzlich in ein lokales Monitoring zu investieren. Lokales Monitoring allein kann die überörtlich bereitgestellten Frühwarninformationen nicht ersetzen. Lokale Systeme liefern lediglich ergänzende Informationen

Bereiten Sie sich rechtzeitig vor: Durch die Installation geeigneter Apps, die offizielle Meldungen und Wetterwarnungen sammeln und weitergeben oder durch die Anmeldung bei Massenbenachrichtigungssystemen können Sie ihr Smartphone in Ihr persönliches Frühwarnsystem verwandeln - mit individuellen Einstellungen für verschiedene Szenarien, durch Gebeitsauswahl usw. Einige dieser Apps geben auch Tipps zum Verhalten im Ereignisfall oder sie ermöglichen den Austausch und die Koordination mit anderen Nutzern. Eine Auswahl an verfügbaren Apps für Deutschland, Österreich, Polen und die Tschechische Republik finden Sie unten in der Übersicht der Frühwarn-Apps.

Darüber hinaus sollten Sie nützliche Webseiten für Wettervorhersagen, für Hochwasserwarnungen und ggf. auch für Informationen lokaler Pegelmessstellen als Favoriten abspeichern. Hinweise auf Webseiten mit freiem Zugang finden Sie untenstehend in der Übersicht über die Frühwarnsysteme.

Wie sind Frühwarninformationen zu verstehen?

Mit Starkregen umgehen bedeutet, Unsicherheiten berücksichtigen zu müssen. Dies liegt daran, dass Starkregenereignisse sehr schwer vorherzusagen sind. Die Zeit zwischen Warnung und Ereignis – die sogenannte Vorlaufzeit – ist zudem sehr begrenzt und die Wahrscheinlichkeit von Prognosefehlern bezüglich des räumlichen Auftretens und/oder des zeitlichen Ablaufs von Ereignissen sehr hoch. Dennoch ist es immer von Vorteil Frühwarninformationen zu beziehen. Sie geben wertvolle Hinweise und erleichtern das In-die-Wege-Leiten geeigneter Maßnahmen.

Verantwortliche in den Kommunen sollten in der Lage sein, die Frühwarninformationen, die sie erhalten, auch wirklich zu verstehen. Die Schulung entscheidender Schlüsselpersonen zur richtigen Interpretation und Bewertung eingehender Frühwarninformationen kann dafür ebenso von Bedeutung sein wie die Organisation für den Fall, dass diese Personen einmal abwesend sind. Quellen zur Qualifikation des Personals sind z.B:

  • Informationen sowie Schulungen durch Betreiber von Frühwarnsystemen zur richtigen Interpretation und Bewertung der Frühwarninformationen;
  • Informationen sowie Schulungen durch unabhängigere Quellen, wie Tutorials oder kostenlose Online-Schulungen, angeboten z.B. von den Betreibern von EFAS, dem europäischen Hochwasser-Frühwarnsystem.

Bei der Weitergabe von Frühwarninformationen an die Empfänger sollte der Unsicherheitsgrad der Informationen immer in einer standardisierten, verständlichen Weise kommuniziert werden.

Stellen Sie sicher, dass Sie bei Erhalt einer Warnung wissen, was zu tun ist!

Machen Sie sich dafür mit den Informationen vertraut, die von Webseiten und Apps bereitgestellt werden. Sie sind oft bereits mit Handlungsempfehlungen verbunden. Die Vorhersagbarkeit von Starkregenereignissen hat jedoch ihre Grenzen. Das wird auf den jeweiligen Webseiten oder in den Apps erklärt und sollte berücksichtigt werden.

Wenden Sie sich an Ihre Kommune, um mehr über lokale Warnungen zu erfahren, Informationsmaterial zu erhalten oder um sogar an einer Schulung teilzunehmen, in der Sie lernen, wie Sie sich besser auf Hochwasserereignisse und andere Naturkatastrophen vorbereiten können.

Wie kann ich die Verbreitung von Frühwarninformationen an die Hauptbeteiligten vorbereiten und angemessene Maßnahmen sicherstellen?

Die Übertragung von Frühwarninformationen in angemessenes Handeln erfordert Fähigkeiten, Erfahrungen und nicht zuletzt auch ein Gefühl für die Stärken und Schwächen des Frühwarnsystems, auf das Sie sich verlassen.

Folgenden Vorsorgemaßnahmen sollten von Kommunen im Vorfeld von Hochwasser- und Starkregenereignissen ergriffen werden:

  • Stellen Sie sicher, dass die Verantwortlichkeiten klar sind. Wer bezieht und interpretiert Warnungen, wer gibt sie weiter und wer löst gegebenenfalls Alarm aus? Es kann sinnvoll sein, sich den Erhalt von Warnungen von den Empfängern bestätigen zu lassen.
  • Klären Sie den rechtlichen Rahmen, bevor Sie mit der Weitergabe von Frühwarninformationen an Empfänger beginnen.
  • Richten Sie mehrere Kommunikationskanäle ein und stellen Sie zwischen den Kommunikationswegen Konsistenz her.
  • Stellen Sie sicher, dass Ihre Warnungen klar und leicht verständlich sind.
  • Klären Sie die Empfänger darüber auf, auf welchen Wegen Sie Warnungen übermitteln, wie diese ggf. zu verstehen sind und was eine angemesse Reaktion auf die Warnungen ist. Kommunizieren Sie klar und deutlich die Prioritäten und die Grenzen von Notfalleinsätzen in Ihrem Gebiet.
  • Führen Sie mindestens einmal pro Jahr systemweite Tests durch und organisieren Sie Notfallübungen innerhalb der Kommune.

Im Vorfeld von Ereignissen sollten auch weiterführende Handlungsempfehlungen zur privaten Notfallvorsorge erarbeitet und an die Bürgerinnen und Bürger weitergereicht werden. Diese Empfehlungen sollten sich auf den Schutz des Privateigentums und auf das richtige Verhalten im Ereignisfall konzentrieren. In Bezug auf die Naturgefahr Starkregen sollten Sie immer zwei ganz entscheidende Faktoren herausstellen:

  1. Starkregen kann überall auftreten und es ist damit zu rechnen, dass er zukünftig häufiger auftritt und an Intensität zunimmt.
  2. Die Vorhersagbarkeit konvektiver Starkregenereignisse ist sehr begrenzt und Wetterprognosen sind in Bezug auf Starkregenereignisse beinhalten immer eine gewisse Unsicherheit.

Die folgenden Informationen sind im Wesentlichen vom offiziellen Hochwasser-Informationsdienst der britischen Regierung übernommen. Bitte suchen Sie unbedingt auch nach Informationen nationaler, regionaler oder lokaler Behörden in Ihrer Sprache, die sich auf das Hochwasser-/Starkregenrisikomanagement in Ihrer Region beziehen.

  • Warten Sie mit den Vorbereitungen nicht bis zum Ereignis. Ihnen bleibt dann keine Zeit mehr dafür!
  • Finden Sie heraus, wie gefährdet Sie sind.
  • Melden Sie sich für den Bezug von Frühwarninformationen an.
  • Machen Sie sich damit vertraut, wie sie Gas, Strom und Wasser in Ihrem Haus abstellen können.
  • Kontaktieren Sie Ihre Gemeinde mit Fragen zum Hochwasserschutz und entwerfen Sie Ihren persönlichen Notfallplan.
  • Holen Sie unbedingt Genehmigungen ein, bevor sie auf Ihrem Grundstück etwas baulich verändern; verhindern Sie Schäden an Ihrem neu geplanten Haus durch Berücksichtigung geeigneter privater Schutzmaßnahmen (siehe auch VORSORGE GEGEN SCHÄDEN).
  • Schützen Sie auch bestehende Objekte mit geeigneten Umbaumaßnahmen: Besuchen Sie unseren Maßnahmenkatalog für weitere Informationen.
  • Melden Sie zugesetzte Gräben, Abflussmulden und Gewässerläufe an Ihre Gemeinde.
  • Überprüfen Sie ihre Versicherung: Vergewissern Sie sich, dass Sie eine Versicherung haben, die Ihr Haus oder Ihren Betrieb schützt. Wenn Sie eine Wohngebäude- und Hausratversicherung haben, prüfen Sie, ob Hochwasserschäden eingeschlossen sind. Eine Elementarschadenversicherung gegen Schäden durch Starkregen ersetzt alle Inhalte der Wohnung oder des Hauses.
  • Stellen Sie über soziale Medien eine Verbindung zu lokalen Hochwassergruppen her und fragen Sie Ihre Gemeinde nach Möglichkeiten für freiwilliges Engagement: Möglicherweise gibt es in Ihrer Gegend Flutschutzhelfer. Das sind Freiwillige, die z.B. bestimmte Risikobereiche überwachen und die Nachbarn/Anwohner informieren, wenn eine Überflutungssituation abzusehen ist. Auch die Mitarbeit bei der Freiwilligen Feuer- oder Wasserwehr ist eine gute Möglichkeit sich zu engagieren.

Überblick über Frühwarnsysteme

Frühwarnsysteme zeichnen sich durch eine robuste und zuverlässige Kommunikationsinfrastruktur aus, sind 24 Stunden täglich in Betrieb und nutzen verschiedene Kommunikationskanäle. Einige Frühwarnsysteme berücksichtigen Multi-Gefahren-Szenarien. Frühwarnsysteme, die vor Starkregen oder seinen Folgen warnen, verarbeiten entweder meteorologische oder hydrologische Daten oder eine Kombination aus beiden Arten. Hier finden Sie Systeme von verschiedenen mitteleuropäischen Anbietern:

Meteorologische Unwetter-Warnsysteme:

…basieren auf meterologischen Daten und liefern die wichtigsten Informationen, die zur Vorbereitung auf extreme Wetterbedingungen benötigt werden.

Hochwasserwarnsysteme:

…diese Systeme kombinieren hydrologische Daten und vorhergesagte Niederschlagsdaten.

Web-Anwendungen:

UNSERE GESCHICHTEN

Beziehen Sie Ihre Adressaten in die Entwicklung ein

“Wohl die wichtigste Aufgabe beim Aufbau eines Frühwarnsystems für ein Gebiet ist die zielgruppenorientierte Kommunikation und Schulung der Empfänger der Informationen.” Florian Kerl, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, Deutschland (Entwickler des sächsischen Hochwasserfrühwarnsystems)

"In Kroatien erfolgt die Alarmierung und Benachrichtigung der Bevölkerung durch die zentrale staatliche Verwaltungsbehörde, die für die Aufgaben des Katastrophenschutzes zuständig ist und auch die Maßnahmen aller in einem integrierten Alarmsystem in Kroatien beteiligten Stellen koordiniert. Im Rahmen von RAINMAN wurde für die Stadt Zagreb und für die Stadt Umag eine umfassende Analyse und Kartierung der pluvialen Hochwasserrisiken und -gefahren durchgeführt. Diese Analyse ermöglichte die Definition kritischer Niederschlagsschwellenwerte und folglich den Vorschlag zur Festsetzung von Warnstufen. Die interne Prüfung der vorgeschlagenen Schwellenwerte anhand der ALADIN- und EZMWF-Prognosen ist noch im Gange, da es während des Projekts keine signifikanten Niederschlagsereignisse gab, um sie zu validieren. Wenn sich das System als vorteilhaft erweist, sind weitere Aktivitäten zum Aufbau dieses Sytems vorgesehen, um es operationell zu nutzen und einem breiteren Publikum zur Verfügung zu stellen sowie um andere Teile Kroatiens damit abzudecken." (Alan Cibilić, Croatian Waters, Croatia)

Entwicklung einer mobilen Warnapplikation in Ungarn

"Anwendungen für mobile Geräte sind hilfreiche Werkzeuge und können die Arbeit der des Katastrophenschutzes reibungsloser gestalten. Die Nutzbarkeit hängt jedoch von der Qualität der hochgeladenen Dokumente und Pläne sowie von der Wartung des Systems ab."(Péter Gergő Katona, Middle Tisza District Water Directorate, Hungary)